Ewiger Teer nach Lusaka und Enduro Abkürzung nach Chiawa

Mittwoch-Donnerstag, 26.-27. Juli 2017: Teer und Offroad

Am Mittwoch fuhren wir dann von Petauke weiter Richtung Lusaka.
Wir wollten nicht direkt in die Hauptstadt, sondern vorher unser Nachtlager aufschlagen.
Die Strecke war komplett geteert, so dass wir an diesem Tag entspannt einige Kilometer abreißen konnten. Nach Lusaka lagen etwa 420km vor uns.
Da wir recht schnell vorankamen, gönnten wir uns eine verlängerte Mittagspause im Bridge Camp (hervorragende Pizza, die erste seit 2 Monaten) an der Luangwa Bridge, direkt zur Grenze Mosambiks.
Wir fuhren dann bis kurz vor Lusaka und übernachteten im Pioneer Camp, wo wir aus Faulheit uns für eine Nacht ein Bungalow (Zelt) mieteten.

Donnerstag, 27. Juli
Enduro Training auf der Old Lusaka Road
Am nächsten Morgen sattelten wir unsere Motorräder und machten uns auf den Weg zum Sambesi, wo wir zwischen Chirundu und Chiawa unser Camp aufschlagen wollten.

Es gibt zwei Möglichkeiten, nach Chiawa zu fahren: Entweder über die T2 – einstellige Straßenbezeichnungen verheißen in der Regel Hauptverkehrsstraßen, in diesem Fall wieder eine ewig lange und ebenso langweilige Teerstraße – oder über die D152 und RD491 – mehrstellige Straßenbezeichnungen sind im Allgemeinen weniger befahren, je mehr Ziffern, um so abgelegener und unberechenbarer, was den Straßenbelag angeht.
Letztere Möglichkeit war eine „Abkürzung“, nur etwa 120km, anstatt mindestens 250km Teer.
Wir entschieden uns also für die Abkürzung. Und diese Abkürzung „old lusaka road“ musste schon seit einigen Jahren nicht mehr befahren worden sein und wenn, dann nur von sehr geübten 4×4-offroad-FahrerInnen.

Wenn ich (Anja) bisher manche Etappen als anspruchsvoll empfunden hatte, dann toppte diese Strecke wirklich alle.
Man hätte sich das vorher auch denken können, auf der Teerstraße umfährt man die Bergkette, die Abkürzung führt hingegen über die Bergkette…
Nachdem wir das Pioneer Camp verlassen hatten, ging es erst mal etwa 40km über Teer- und Gravelpisten, die wir dann Richtung „Abkürzung“ durch die Berge verließen. Die ersten 15km kamen wir noch recht gut voran, aber danach wurde es dramatisch. Ein schmaler Weg, auf dem ein Auto gerade Platz hätte, gesäumt von dicken Felsbrocken oder stacheligem Busch, oder beides. Die Felsbrocken hatten allerdings mit der Zeit auch kein Halt vor den Fahrspuren gemacht und lagen auch dort dicht an dicht herum.
Die ehemaligen Fahrspuren waren noch gut zu erkennen, nur leider teilweise 50 bis 60cm tief, wenn man Glück hatte, konnte man noch rechtzeitig auf die benachbarte Fahrrinne wechseln, wenn nicht, setzten die Koffer, wenigstens die von der BMW, auf und hebelten das Motorrad aus, was mir aber glücklicherweise nicht passierte – aber Carsten, als er einmal die BMW für mich einen echt steilen Abhang hinauf chauffieren musste. Zu seiner Rehabilitierung muss man dazu sagen, dass Carsten vorher ohne Probleme mit seiner KTM die Auffahrt gefahren ist, obgleich dieser Hang nur aus Furchen bestand und diese nicht nur mit losen Felsenbrocken bestückt waren, sondern auch mit tieferen Sand. Wir haben etwa 15 schweißtreibende Minuten gebraucht, die BMW wieder aus diesem Schlamassel zu befreien.
Aber das war bereits zur späteren Stunde, denn für die ersten vier Kilometer hatten wir annähernd zwei Stunden gebraucht.
Ich brauchte eine ziemlich lange Eingewöhnungsphase für diese Offroad-Strecke und musste ausprobieren, wie ich die steilen Hänge mit Felsen und losem Geröll passieren konnte, ohne zu stürzen. Um das Ganze nicht zu einfach zu gestalten, waren zudem Kurven in die steilen Passagen eingebaut, so dass die Hänge nicht einsehbar waren.
Manchmal hatte man aber ein kurzes Stück flache Gerade, die aber in einer Kurve endete und hinter dieser befand sich gegebenfalls wieder ein steiler Hang, welchen man nur mit Spurwechsel passieren konnte, um nicht in eine Furche oder ein Geröllfeld hineinzugelangen.
Der geübte, furchtlose Endurofahrer hätte sich darüber gefreut und hätte schnell reagieren können, ich hingegen musste vor jeder Kurve anhalten, um den Parcours erst mal zu inspizieren und mir eine geeignete Taktik zu überlegen (wiederum eine Taktik, die Carsten verrückt machte…)

Das nächste Dorf sollte laut Karte etwa 40 Kilometer entfernt liegen, der Berg sollte hier auch passiert worden sein. Aber 40 Kilometer waren rechnerisch in diesem Tempo an einem Tag wohl nicht zu schaffen, zudem reichten unsere Wasservorräte auch nicht für die Nacht. Wir begannen bereits, sparsam zu trinken, was bei der Hitze wirklich einiges an Selbstdisziplin erforderte. Ich versuchte daher, doch etwas Gas zu geben.
Irgendwann stieg ich dann aber vom Motorrad und wollte kapitulieren – mit einem halben Nervenzusammenbruch. So hatte ich mir die Tour durch Afrika nun wirklich nicht vorgestellt, anstelle von angemessenen Offroadpisten, um von A nach B zu kommen, musste ich nun Sportenduro fahren, ohne eine zu besitzen oder jemals auf einer gesessen zu haben.
Da ich sowieso schon Angst vor Abhängen habe und unwegsamen Abhänge die Angst vervielfachten und ich wirklich keine Lust hatte, mit gebrochenem Bein oder Arm in der Pampa zu liegen (ich bin ein gebranntes Kind, was Sportverletzungen angeht…), erforderte diese Tour wirklich allen Mut und Können. Da Kapitulation keine Lösung war, (die Geier kreisten bereits über den Berghängen), fuhren wir natürlich weiter.
Um etwas schneller voranzukommen, einigten wir uns, dass Carsten alle schwierigeren Passagen für mich fahren würde, in der Zahl waren es etwa sechs, die er dann übernahm, inklusive der oben bereits beschriebenen.

Wir haben öfter die Situation, dass ich das Gefühl habe, dass Carsten mein Können überschätzt, Carsten hat indes das Gefühl, dass ich mein Können unterschätze, was zwischenzeitlich zu Reibungen führt.

Dass wir ständig die Berge zu Fuß hoch und runter liefen, zehrte zunehmend an unserer Kondition und unseren Wasservorräten. Wir nahmen uns vor, bei dem besagten Dorf dann Halt zu machen und sahen vor unseren Augen schon eiskalte Coca Cola und industrielles Wasser in Plastikflaschen, ein Traum, von dem wir eigentlich wussten, dass das nur ein Traum sein kann. Irgendwann, nach 40km durch die Berge, erreichten wir eine gute geschobene Gravelpiste, weitere 20 KM später tatsächlich dieses Dorf. Vor uns lagen nun noch 25 km zu unserem Ziel, sehr wahrscheinlich auf dieser Piste, aber sicher war das für mich nicht. Ich schaute mich deswegen nach einem Kiosk mit Kühlschrank um, es gab weder Kioske noch Kühlschränke, dafür ein Bohrloch mit Wasser, welches ich ansteuerte. Carsten hielt nichts davon, in dieser Situation noch Wasservorräte aufzufüllen und wollte stattdessen schnellstmöglich über die Piste nach Chiawa, aber ich traute diesem Frieden der Piste noch nicht und wollte für alle Fälle gewappnet sein. Außerdem hatte ich Durst und mich die ganze Zeit auf das Dorf mit eiskalten Getränken gefreut.
Am Brunnen war ich zugleich umringt von allen Kindern dieses Dorfes, die sich darum rissen, für mich pumpen zu dürfen. Wir füllten also meine Flasche, ich filterte das Wasser mit unserem elektronischen Filter. Gespannt wurde ich dabei beobachtet. Das Wasser schmeckte furchtbar, da versetzt mit Salzen und Metallen. (Geschadet hat es meinem Bauch übrigens nicht).
Einen Mann, der mich um einen Lift nach Chiawa bat, nahm ich dann noch auf dem Sozius mit, bis Carsten mir wieder entgegenkam, da er sich wohl zwischenzeitlich Sorgen gemacht hatte, wo ich blieb.
Da auf Carsten Motorrad mehr Platz war, stieg der Soziusfahrer um, Carsten fuhr vor. (Wir nehmen übrigens sehr oft Anhalter mit, wobei dies jedesmal ein Risiko ist, da diese ja ohne Schutzkleidung und Helm mitfahren). In Chiawa trafen wir uns dann wieder und fuhren zur Gwabi Lodge. (Carsten fährt Wellblechpisten vorzugsweise in einem Tempo, bei dem es nicht mehr so ruckelt, was dann etwa 80-120km/h bedeutet, ich finde 50-70km/h hingegen mehr als ausreichend…
An diesem Abend gab es riesige T-Bone-Steaks für uns (für Carsten 700g…), die wir schweigend in wenigen Minuten vernichteten und danach erschöpft ins Bett fielen.

Hier einige Impressionen von der Piste, aufgrund des Zeitverzugs war leider nicht so viel Zeit und Muße für Photographie…

Die Route über die Old Lusaka Road:

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