Von den Berggorillas in Ruhija nach Kibuye in Ruanda

Samstag, 01.07.2017
Am Samstag, mit ein wenig Muskelkater in den Beinen, aber mit den einmaligen, beeindruckenden Bildern der Gorillas im Kopf, schwangen wir uns wieder auf unsere Motorräder und verließen Ruhija in Richtung Ruanda.
Die ersten 100km folgten weiter auf einer kurvenreichen, befestigten Lehmpiste durch die sagenhaften Regenwälder des Bwindi Nationalparks.(inklusive einer Extrarunderurch diagrandiosen WäldervonBwindi -blankes vertrauen ins GPS wird bestraft (belohnt – eine Frage des Blickwinkels).

Wir hielten dann für einen zweiten Frühstückstopp an der Straße, um zum letzten Mal das ugandische Nationalgericht 🙂 Rollex zu uns zu nehmen. (Gerolltes Chapati mit Omlett).
Allerdings macht Anja sich bereits Sorgen, ob die vielen Eier, die wir seit vier Wochen täglich zu uns nehmen, tatsächlich noch so gesund seien können. In der Regel besteht unser uns gereichtes Frühstück aus Obst plus zwei Scheiben Toast und zwei Eiern, mal in Form von Sunny Side Up, mal als Omelett. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir aber unser Gepäck mit weitaus gesünderer … Nutella oder Erdnussbutter aufstocken. (So langsam wäre ne Käseknispe oder n Yoghurt echt ’n Highlight, aber Milchprodukte ohne Kühlschrank bzw. durchgängiger Kühlkette wären vielleicht noch weniger bekömmlich als die vier Eier täglich, aber das ist nur Theorie, da weder Käse noch Yoghurt erhältlich sind.)
Wobei: Carsten trinkt morgens seinen Kaffee mit Milch, die Milch wird erhitzt in Thermoskannen gereicht, und diese Milch hat bislang noch zu keinen Magenproblemen geführt, so dass wir, beim Schreiben dieses Berichtes überlegen, uns bei der nächsten Gelegenheit nicht nur nach Nutella umzuschauen, sondern auch nach Müsli oder Cornflakes. Manchmal passieren wir Milk-Stores auf der Straße, wo frische Milch in solche Milchkannen umgefüllt wird, die man entweder von Fotos aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts kennt oder von seiner Kindheit, sofern man dort Urlaub auf dem Bauernhof machen durfte.
Eine andere Alternative zum Frühstück wäre Honig. Besonders im Süden von Uganda wird wirklich leckerer, naturbelassener Honig „hergestellt“, den man bei den Straßenhändlern erwerben kann. Wir haben jedoch von dem Kauf des meist in Gläsern oder Flaschen abgefüllten Honigs bislang lieber abgesehen, da dies wirklich zu einer Sauerei in unseren Koffern – Buckelpisten zerstören wirklich alles – führen würde.
Wie dem auch sei, nach unserem letzten ugandischen Rollex ging es weiter auf Teer durch die Berge nach Ruanda, zum östlichsten Grenzübergang Kisoro/Cyanika.
Der Grenzübergang verlief wieder problemlos und recht schnell – im Gegensatz zu vielen Erfahrungsberichten, die wir im Vorfeld gelesen haben.
Wir fuhren danach die Landstraße entlang des Volcanoes Nationalparks, der Bergkette, die Ruanda vom Kongo, um sachlich und gerecht zu bleiben, der Demokratischen Republik Kongo, trennt. Auf Grund der dort vorherrschenden Demokratie umfahren wir lieber auf dieser Reise das kongolesische Gebiet…
In Ruhengeri/Muzanze machten wir einen verspäteten Lunchbreak, nach dem wir in dieser Stadt überhaupt die erste Gelegenheit hatten, Ruanda-Franc aus einem Geldautomaten zu ziehen.

Währung
Wie bereits in Uganda und Kenia, sind stets sehr viele Nullen auf den Geldscheinen (auch das kennt man sicher noch aus alten Italien-Urlauben mit den Eltern von der Lire). So ist der Output der Geldautomaten daher meist auf umgerechnet etwa 200 Euro beschränkt. Im Falle von Ruanda macht das auch Sinn, denn 200 Euro entsprechen etwa 200.000 Ruanda-Franc, und der Geldschein mit dem höchsten Wert entspricht 5.000 Franc, weshalb die Geldscheinschächte bereits ein recht hohes Fassungsvermögen aufweisen müssen; eine höhere Summe würde die Geldautomaten wohl noch häufiger zum „zur Zeit nicht verfügbar-Modus“ bringen bzw. den Geldabholer dazu zwingen, eine Tüte oder einen Geldkoffer mit sich zu tragen.
Die vielen Nullen bedeuten natürlich auch eine hohe Kopfrechenleistung. Vielleicht benutzen deshalb jeder Straßenhändler und Marktstandbesitzer aber auch jeder Kellner oder Hotelier einen Taschenrechner. Trotzt Taschenrechner empfiehlt es sich dennoch, ob in Kenia, Uganda oder Ruanda – und sehr wahrscheinlich würde es sich auch in Deutschland empfehlen -, einmal kurz im Kopf nachzurechnen, um den Ist-Rechnungsbetrag mindestens um ein Drittel auf den tatsächlichen Soll zu kürzen.

Dennoch: die geringe Höhe der größten Banknoten entspricht der ebenso geringen Kaufkraft der Bevölkerung. Ruanda kann zwar seit einigen Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnen (durch die Hilfe Europa und USA), die Infrastruktur, Gesundheitssystem und das Straßennetz ist für afrikanische Verhältnisse sehr weit und gut ausgebaut, dennoch leben immer noch knapp 40% der Bevölkerung in völliger Armut. Insbesondere Kinder sind von dieser Armut betroffen. Dieses zeigt sich auch auf den Straßen. Vier bis fünfjährige Jungen, die Feuerholz sammeln oder mit Macheten die Felder bearbeiten und wahrscheinlich nicht viel ältere Mädchen, die ihre Geschwister im Babyalter auf dem Rücken in eine Schärpe gewickelt durch die Gegend tragen, sehr wahrscheinlich, weil die Eltern entweder auf dem Feld arbeiten, ein Elternteil in den Städten versucht, Geld zur verdienen oder krank oder verstorben ist.

Zurück zu unserer Tour:
Nach unserem Mittagsstopp in Ruhengeri erlebten wir eine frisch geteerte Straße durch die Berge Richtung Kibuye mit Ausblick auf den Kivu-See. Wir hatten uns in Ruhengeri dazu entschlossen, bis nach Kibuye am Kivu-See zu fahren. Vor uns lagen noch etwa 150km. Da es bei Aufbruch bereits 15.30 Uhr war, waren wir über die neu ausgebaute Teerstraße sehr dankbar. Trotzdem waren auf ca. 80% der Strecke Straßenbauarbeiten im Gange, die allerdings nur in zwei Situationen den Verkehr aufhielten. Am Straßenbau waren sowohl Männer als auch Frauen beteiligt, die Regenrinnen zwischen Felswand und Straße aushoben oder die Felswand selbst bearbeiteten.
Eine solch aufwendige Teerstraße, welche sogar durch Leitplanken vom Abgrund getrennt war, lässt viel Verkehr vermuten. Uns begegneten aber auf den gesamten 150 km zwischen Ruhengeri und Kibuye nur maximal 50 Autos. Im Gegensatz zu Uganda und Kenia fährt man in Ruanda sehr diszipliniert, vielleicht sogar disziplinierter als in Deutschland, die Unfallgefahr auf den Straßen Ruandas ist daher viel geringer.
Kurz vor Kibuye kam dann der „Verkehr“ zum Erliegen, da Felsen die Straße blockierten. Der Hang schien auf die Straße gerutscht zu sein. Gleich 20 Polizisten (wie immer schwer bewaffnet) beobachteten die Räumungsarbeiten, die recht schnell erledigt waren.
Wir kamen dann, gerade nach Sonnenuntergang, in unserem Hotel (Bethanie Lodge and Campsite) an.

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One Comment

  1. Fabian Bosse Juli 13, 2017 at 7:50 am #

    …auf dem Bild mit dem Marktstand guckst Du aber skeptisch … 😉

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