Von Kampala zum Ziwa Rhino Sanctuary

Donnerstag, 22.06.2017
Am nächsten Morgen holten wir dann unsere Motorräder ab. Ramos hatte einen wirklich ausgezeichneten Job gemacht und beide Motorräder noch hie und da auf Vordermann gebracht. Wir kämpften uns am Vormittag aus der Stadt nordwärts Richtung Murchison Falls. (Der Straßenverkehr in Uganda unterscheidet sich hinsichtlich der totalen Ignoranz der Straßenregeln und dem totalen Chaos kaum von Kenia, wobei in Uganda neben der Ignoranz noch das Unwissen hinzukommt, man sagte uns mehrfach, dass viele Fahrzeugführer wohl gar keinen Führerschein besitzen.) Aufatmen kann man aber auf den Haupt- und Nebenstraßen in den ländlichen Gebieten, hier gibt es kaum Autos. (Auf der endlos langweiligen Teerstrecke nach Kampala wurden von Anja 20 entgegenkommende Fahrzeuge (exklusive Boda Boda) auf 10km gezählt.) Wenn ein entgegenkommendes Fahrzeug aber in Sichtweite kommt, sollte aber Vorsicht geboten sein, zumal es in der Regel mindestens die Hälfte der fremden Fahrspur für sich beansprucht.
Wie dem auch sei, die Strecke zum Murchison NP war an diesem Tag nicht mehr komplett zu bewältigen, weil wir einfach zu spät aus Kampala herauskamen.
So entschieden wir uns dann am Nachmittag spontan, die Nacht im Ziwa Rhino Sanctuary zu verbringen, das Schutzgebiet lag quasi auf unserem Weg und war zudem die letzte Möglichkeit vor Masindi, gesichert übernachten zu können. Wir hofften, am späten Nachmittag auch noch eine Tour durch das Schutzgebiet unternehmen zu können, um diese beeindruckenden Tiere sehen zu können. In dem Schutzgebiet leben zur Zeit 19 Rhinos, einige Leoparden, Antilopen, Warzenschweine, sowie der Schuhschnabel. Wir sind gespannt.
Gegen 15.30 Uhr erreichten wir das Camp und arrangierten einen Bushwalk für 16.15 Uhr.
Als wir anfingen, unser Zelt aufzuschlagen, gab es Regen. Und wenn es hier mal regnet, dann richtig, wir waren gespannt, ob unser Zelt die herabfallenden Wasserfluten standhält (hat es).
Wegen der Sintflut verschoben wir die Tour auf den nächsten Morgen.
Unsere erste Planung, das Zelt unter einer der vorhandenen Akazzien aufzuschlagen, um es etwas vor dem Regen zu schützen, wurde verworfen, die umherliegenden Zweige mit den Stacheln, die ohne weiteres das Potenzial haben, einen Motorradreifen zu durchstechen, hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu nächtlichen Flickaktionen der Isomatten geführt. Kein reizvoller Gedanke. Glücklicherweise blieb die Nacht dann wenigstens trocken.

Am nächsten Morgen sind wir dann um 07:30 zum Bushwalk aufgebrochen. Auch hier gab es eine Planänderung, ursprünglich waren wir davon ausgegangen vom Camp loszulaufen.
Die Rhinos hatten aber wohl über Nacht beschlossen in eine weiter entfernte Gegend des NP zu wandern, so wurden die Motorräder genutzt, um in die Nähe dieser monströsen Tiere zu gelangen.
Nach 15 Minuten anschließendem Gang durch den Busch, sahen wir vier Nashörner, zwei Kühe mit ihren ein- bis zwei Jahre alten Kälbern. Unser Guide war sehr überrascht, die beiden Mütter zusammen zu sehen und meinte, dass wir echt Glück hätten. Denn normaler Weise entfernen sich die Kühe nicht so weit von ihrer Familie und nun konnten wir sogar zwei Kälber aus unterschiedlichen Familien beim Spielen beobachten. Die Mutter der älteren Jungen versuchte immer wieder, ihren Sohn vom Aufbruch zurück zur Familie zu überzeugen, aber dieser hatte nicht so wirklich Lust, sich von seinem Spielkameraden zu trennen. Außerdem, so der Ranger, würde das Junge spätestens bei der Geburt des seiner Schwester oder Bruder, die Mutter war wieder trächtig, auf die andere Rhinokuh angewiesen sein, da seine Mutter ihn dann zur Adoption freigeben müsste, um sich um ihr neues Kalb kümmern zu können.
Die im Park lebenden Rhinos sind die einzigen verbliebenden, freilebenden Tiere Ugandas. In den Wirren der 70er und 80er (Stichwort Idi Amin) Jahre wurden alle Rhinos getötet, um an die teuer gehandelten Hörner zu kommen.
Erst Ende der 90er wurden die ersten Rhinos aus einem Disneypark und aus Kenia umgesiedelt und die mühsame Aufzucht und Bewachung begann. Fast 20 Jahre später sind es mittlerweile die besagten 19 Tiere. In Südafrika warten acht weitere weibliche Tiere auf Umsiedelung, es fehlt derzeit jedoch noch das Geld für den Transport nach Uganda. Der Park wird finanziell nicht von der Regierung unterstützt, sondern finanzieret sich allein aus Spenden und den Besuchergeldern. Einer der Hauptsponsoren sei übrigens der Augsburger Zoo.

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One Comment

  1. Matthias Juli 1, 2017 at 8:44 pm #

    Schön mal wieder von Euch zu lesen.
    Wer ist der Wildhüter mit den roten Gummizischpen (Gummistiefel)? 🙂

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