Von Nyakanazi nach Kigoma: Staub und Strand

Freitag, 07. Juli 2017
Am nächsten Morgen starten wir, gerädert von der durchgelegenen Matratze, und immer noch strotzend dreckig (und wir würden am Ende dieses Tages noch dreckiger sein) von Nyakanazi nach Kigoma. Vor uns lagen 330 Kilometer, die wir aber auf jeden Fall schaffen wollten, um eine weitere Nacht in einer staubigen Kleinstadt zu vermeiden. Wegen der Nahrungssituation in Nyakanazi fiel ein Frühstück aus.
Die erste Etappe führte uns über 90km absolut schlecht zu fahrende Straße (hier gehen zur Abwechslung Anja’s und Carsten’s Meinung auseinander – „des einen Leid, desanderen Freud“) nach Kibonde, wo wir dann frühstücken und tanken wollten. Anstatt der geplanten 90 Minuten brauchten wir dann aber etwa dreieinhalb Stunden für diese Strecke. Die Piste wechselte ständig zwischen Sand, riesen Schlaglöchern und Wellblech. Gut ist aber, dass ziemlich viel Straßenbauarbeiten im Gange waren, so dass die Straße vielleicht in einigen Monaten gut befahrbar sein wird, jedoch half dies uns in diesem Moment nicht, so dass wir zusätzlich ständig auf die Seitenwege ausweichen mussten, weil die eigentliche Piste durch die Bauarbeiten blockiert war. Jedenfalls, so dachten wir, wenn die Straße weiterhin so schlecht zu fahren ist, würden wir es nie an einem Tag nach Kigoma schaffen.
Joan wird auf Ihrem Rückweg diese Strecke ebenfalls passiert haben und war auch nicht wirklich glücklich: Link Facebook Joan:
Facebook Bericht Joan

In Kibonde bekamen wir dann Benzin und auch ein Frühstück: Samosas, das sind frittierte Teigtaschen, mit Hackfleisch oder Gemüse gefüllt.


Danach ging es weiter auf einer Piste, die jedoch viel besser zu fahren war, so dass wir die Hoffnung schürten, es doch noch nach Kigoma zu schaffen.
Die Piste war allerdings nicht weniger staubig, einen ersten Eindruck können vielleicht die Pflanzen am Wegesrand vermitteln, einen zweiten vielleicht das fertige Gesicht Anjas…

Jedenfalls schafften wir es an diesem Tag noch nach Kigoma, die letzten 50 Kilometer waren dann auch glücklicherweise Teer. Glücklicherweise deshalb, da die Wellblechpisten und die teilweise schlechte Verarbeitung der BMW ihren Tribut forderten. Anja hatte ein vermeintliches Problem mit der Hinterradfederung. Das Hinterrad schlug auf einmal, 70 km vor Kigoma, durch. Auf der Strecke war hier dran nichts zu machen, also hieß es, langsam und vorsichtig nach Kigoma durchfahren und jedes Schlagloch zu umfahren.
Wir wollten uns am nächsten Tag um die Federung kümmern und die Gewissheit über ein Vielleicht-Ende der Tour (mit beschädigter Federung kann man nicht weiterfahren und kurzfristig eine neue zu bekommen, wäre auch utopisch) um 14 Stunden herausschieben.

Wir entschieden uns für eine Unterkunft etwas außerhalb von Kigoma. Das Jakobsen Camp und Beach House ist am gleichnamigen Jakobsen Beach gelegen, sehr wahrscheinlich wiederum nach den Eigentümern, ein Rentner-Pärchen aus Norwegen, benannt.

Das Camp bietet Bandas und mehrere Campingplätze sowie Kochstellen, aber kein Restaurant.
Bei Ankunft wurden wir von sechs Zebras begrüßt Zebra, die unteranderem auch ihren Lebensraum im Camp gefunden haben und zeitweilig zu Besuch kommen. Das Camp beherbergt weiterhin zwei Affenhorden. Wir werden in den nächsten beiden Tagen noch einige Dispute mit dem Affen austragen müssen.


Bevor wir unser Zelt aufschlugen, sprangen wir erst mal in den See (ja, es ist ein See, aber man darf sich hier nicht einen See wie den Plöner See oder so vorstellen, sondern der Lake Tanganyika ist der zweitgrößte und -tiefste (max: 1470m) Binnensee Afrikas mit einer Länge von 673km und einer Breite von etwa 70 km, was in etwa der Fläche von zweimal Niedersachsen entspricht).
Das Schwimmen in Afrikas Seen birgt jedoch immer Risiken mit sich, Krokodile, Hippos und Pärchenegel (Bilharziose (Trematoden)) sind keine Seltenheit. Der Jacobsen Beach soll aber frei von diesen Risiken sein. Krokos und Hippos tauchten jedenfalls nicht auf, ob wir uns mit Bilharziose infiziert haben, wissen wir noch nicht. Da unsere Reiseroute aber entlang des Malawi-Sees führen wird, wo die Wahrscheinlichkeit, sich Bilharziose einzufangen, sehr groß ist, werden wir uns spätestens dann mit Medikamenten versorgen müssen. Die Medikamente (Praziquantel) sind hier extrem günstig und kosten nur ein Zehntel von dessen, was man in Deutschland bezahlen müsste. Es sind zwei Behandlungen empfohlen, die erste Behandlung 6 Wochen nach Infektionsrisiko und die zweite dann weitere 4-6 Wochen später.
Jedenfalls konnten wir durch das Bad unsere Poren einigermaßen von dem roten Staub befreien Strandbad und entschieden uns, auf die Dusche zu verzichten und uns im See zu waschen. (Das Duschwasser ist eh dasselbe Wasser, da es aus dem See in die Tanks gepumpt wird, außerdem gab es auch kein Wassererhitzer, als dass wir eine heiße Dusche bekommen hätten.)

Wir bauten dann unser Zelt auf und bestellten uns per Lieferservice etwas zu essen, da wir nach den letzten beiden Tagen und der letzten Nacht zu keinem Schritt mehr fähig waren. (Achso: Nein, hier gibt es kein Lieferando und kein Pizzaservice, aber man kann in einigen lokalen Restaurants anrufen, die das Essen zubereiten (Huhn/Fisch/Ziege mit Reis, Kartoffeln, Chapati, Casavamus und Ugali) und es dann per Boda Boda (Motorradtaxi) liefern lassen.)

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