Sonnabend-Mittwoch, 15.-19. Juli 2017
Unser erster Stopp am Malawi-See war die Sangilo Lodge in Chitimba.
Die Lodge war direkt am See gelegen, mit einem Strandabschnitt. Der Inhaber sei laut seiner Homepage selbst begeisterter Motorradfahrer und wir erhofften uns durch ihn ein paar Tipps über sehenswerte Routen in Malawi zu bekommen.
Leider trafen wir den Inhaber nicht an, da er vorrübergehend nach England gereist war.
Wir verbrachten auch den Folgetag mit Kajakfahren und Relaxen in der Lodge, da wir in den letzten Tagen doch einige Kilometer abgerissen hatten und etwas müde waren.
Entgegen aller Warnungen vom Auswärtigem Amt und der Reiseführer und der Bilharziose zum Trotz badeten wir im Malawi-See.
Wenn man die Lodgebetreiber fragt, gäbe es übrigens nie ein Risiko. Wir sind uns über die am Malawi See weitverbreiteten Parasiten allerdings bewusst und werden in vier Wochen einen Test vornehmen lassen und dann gegebenenfalls unsere Medikamente einnehmen. (Ja, ja, das ist wider des gesunden Menschenverstandes, aber wir wollten endlich baden! – Bitte aber nicht nachmachen)
Außerdem nutzen wir den freien Tag, um unsere Klamotten in die Wäsche zu geben, die allerdings dann auch im See gewaschen wurde (es gibt nichts besseres als frisch gewaschene Klamotten mit See- und leichtem Fischgeruch, aber das riecht man ja selbst nicht so dolle, da die Duschen schließlich auch mit dem selben Seewasser gespeist werden).
In der Lodge erfuhren wir, dass die gesamte Strecke entlang des Malawi-Sees (von Karonga bis Senga Bay etwa 420 km) komplett geteert sein würde. Wir hatten für Malawi recht viel Zeit eingeplant, da wir dachten, dass das Straßennetz nicht so gut ausgebaut sein würde und wir mehrere Tage für die Strecke einplanen sollten. Laut Anjas Exceltabelle waren wir nun bereits zwei Tage im Plus und auch die nächsten Tage würden recht easy zu fahren sein.
(Ganz easy zu fahren war übrigens nicht die sehr steile Abfahrt auf Sand mit losem Geröll zur Lodge. Aber Carsten meisterte diese dann für Anja, die langsam genug von Stürzen hatte. Was bei Abreise dann allerdings wieder zu leichten Auseinandersetzungen zwischen uns führte, da Carsten die Besorgnis „albern“ fand.)
Sangilo Lodge
In den folgenden Tagen bewegten wir uns also südlich Richtung Senga Bay. Senga Bay sollte unsere letzte Gelegenheit sein, den Tag am Strand zu verbringen und baden zu können.
Durch die sehr gut zu fahrende Straße erreichten wir unsere Zwischenziele immer am frühen Nachmittag. Wir schlugen unser Zelt in Chintheche (Chintheche Inn) und in Nkhotatkota (Fish Eagle Bay Lodge – hier wohnt tatsächlich ein Fischadlerpärchen, welches immer ab 13.00 Uhr ziemlichen Radau hoch oben in den Bäumen veranstaltet) auf. In Senga Bay übernachteten wir dann zwei Nächte im Cool Runnings Camp. Alle Unterkünfte sind am Strand gelegen, haben Rasenflächen und gute Restaurants (wir können Ziege gegrillt und Ziege in Sauce mit Reis, serviert in den Straßenrestaurants, langsam nicht mal mehr riechen).
Auf unserer Tour hatten wir Gelegenheit, uns mit einigen Menschen zu unterhalten. Ein Lehrer einer Grundschule in einem Fischerdorf erzählte uns auf unsere Nachfrage, dass es in Malawi keine allgemeine Schulpflicht gäbe. Die Schulen sind allerdings bis einschließlich der 6. Klasse umsonst. Dennoch gingen bei weitem nicht alle Kinder zur Schule. Viele treten in die traditionellen Fußstapfen der Eltern, Mädchen helfen den Frauen beim Haushalt (dazu gehört auch Wasser und Brennholz beschaffen) und Jungs beginnen schon im Kindesalter, die Väter beim Fischen oder der Feldarbeit zu unterstützen. Häufig sieht man auch Kinder an den Marktständen entlang der Straße aushelfen. Kinderarbeit ist in Malawi ein großes Thema, teilweise aus Tradition, teilweise ist es aber auch den prekären Lebensumständen geschuldet.
Die Schulen sind zudem sehr schlecht ausgestattet.
In der Schule, in welcher der Lehrer unterrichtet, gäbe es beispielsweise auch keinen Brunnen, was zu einer mangelnden Trinkwasserversorgung der Kinder führe. Zudem sind keine sanitären Anlagen errichtet worden. Diese unhygienischen Verhältnisse sorgen stetig zu Cholera-Epidemien oder anderen Durchfallerkrankungen bei den Kindern.
Die Wasserbrunnen, die teilweise nur nach einigen Kilometern Fußmarsch für die Frauen zu erreichen sind, würden in der Regel sauberes Trinkwasser liefern. Problematisch sei allerdings der lange Weg bis zum Verbraucher und die Gefäße, in denen das Wasser getragen und aufbewahrt wird. Dadurch kommt es immer wieder zur Kontaminierung des Trinkwassers und letztendlich zu Krankheiten.
Die Gesundheitsversorgung ist in Malawi zudem sehr schlecht, staatliche Krankenhäuser sind sehr schlecht ausgestattet. Wir mussten selbst miterleben, wie in unserem Camp in Senga Bay ein Kleinkind versorgt wurde, welches sich den kompletten Unterarm verbrüht hatte (gekocht wird in der Regel auf dem Boden über offenem Feuer). Das Mädchen bekam hier ein Verbandwechsel. Wir mussten beobachten, wie ein normaler Verband beziehungsweise die aufgelöste Gaze aus der offenen Wunde gezogen wurde (draußen auf dem Rasen). Wir haben dem Vater dann lieber unsere ganzen Vorräte von sterilen Brandwunden-Kompressen überlassen.
Auch sind lange Transportwege von Gütern auf Fahrrädern keine Seltenheit.
Ein Mann, dem wir begegnet sind, transportierte etwa über 60km auf einem Fahrrad mindestens 100kg Kohlen im Gepäck zum nächsten Markt:
Jetzt folgen ein paar bildliche Eindrücke vom Malawi-See.
Typische Wohnhäuser (Hütten):
Typische Straßenbilder aus Malawi:
Fischerdorf:
Entlang des Malawi-Sees:
Spielkind Carsten:
2 Comments
Hallo ihr zwei,
sieht ja alles sehr spannend aus.
Hoffe die Trainings helfen ein wenig.
Viel Spaß noch
Lese gern und regelmäßig Euren Blog.
Mit besten Endurogrüßen
Frank
Moin Frank,
Ja, ist definitv spannend, aber auch sehr entspannend, solange unterwegs sein zu können.
Das Training hilft auf alle Fälle 🙂
Euch einen schönen Sommer.
LG Carsten und Anja